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Fahrt in die Alte Welt im Landkreis Kuse

Der Präsident des Clubs lud zur Fahrt in die Alte Welt im Landkreis Kusel auch die Lionsfreunde aus Glasburen/Luxemburg ein. Bevor sich die Gruppe von 20 Personen auf die Reise begab, wurden alle zu einer kleinen Stärkung mit einer Tasse Kaffee von Annette und Axel Schönbeck in ihr Domizil auf dem Ingweilerhof nahe Reipoltskirchen eingeladen. Stefan Spitzer klärte dabei die Gäste auf, wie es zu dem Begriff „Alte Welt“ gekommen war. Dieser entstand, nachdem sich im 18. Jahrhundert Industrie- und Handwerksbetriebe entlang der Flüsse Lauter, Glan und Odenbach angesiedelt hatten und die Menschen dort zu einem relativen Wohlstand kamen, wohingegen die Menschen im Hinterland abgeschnitten unter ärmlicheren Verhältnissen und vorwiegend durch Landwirtschaft ihren Lebensunterhalt bestreiten mussten.
Obwohl ein verregneter und kalter Tag vorhergesagt war, hatte das keinen Einfluss auf die Stimmung und die gute Laune, die die Gruppe den gesamten Tag über begleitete. Um 11:30 Uhr ging es mit einem Oldtimerbus los auf Entdeckungsreise.

Der erste Stopp war auf der Karlshöhe, die bei schönem Wetter eine atemberaubende Aussicht bis nach Bad Kreuznach und sogar bis in den Taunus für die Besucher bereithält. Doch an diesem Morgen versteckten Nebelfelder und der Regen die umliegenden Berge und versperrten die Weitsicht, so dass die Teilnehmer etwas Fantasie aufbringen mussten, um sich nach den Erläuterungen des Busfahrers die Fernsicht vorstellen zu können. Auch der Donnersberg, mit seinen 689 m die höchste Erhebung in Rheinland-Pfalz, versteckte sich im Nebel. 

Das nächste Ziel war Rockenhausen mit seinem sehr interessanten Turmuhrenmuseum. Der Ortsbürgermeister von Rockenhausen ließ es sich nicht nehmen als Lions Mitglied im Lions Club Winnweiler die Gäste am Parkplatz persönlich zu begrüßen und willkommen zu heißen. Die 1,5 -stündige Führung durch das Museum zeigte etliche Turmuhrenschätze auf einer beachtlichen Ausstellungsfläche, die je nach Bauart auch zum Klingen gebracht werden konnten. Zeit erleben - im Museum für Zeit mit den über 3 Meter großen Maschinen aus fünf Jahrhunderten, den alten Turmuhren, mit seltenen Präzisions- und Gartensonnenuhren, mit grazilen Reisesonnenuhren und den beschaulichen Sanduhren... Das behäbige Ticken, das Ineinandergreifen von Trieb und Zahn und damit das Verrinnen von Zeit zu beobachten und auf sich wirken zu lassen war ein Erlebnis. Herz des Museums ist der Uhrenturm mit der Astronomischen Uhr von Rockenhausen. Sie ist eine der genauesten und vielseitigsten unter den modernen astronomischen Uhren. Sie zeigt die Planeten und Mondphasen, Auf- und Untergang von Sonne, Mond, Planeten und Fixsternen und die Bewegung von über 400 Sternen an. Die Führung war sehr interessant und kurzweilig, so dass die Zeit wie im Flug verging. 

Mittlerweile hatte sich der Wettergott überlegt, den Regenhahn ein wenig zuzudrehen. Der Weg führte weiter nach Schweisweiler, wo wir die katholische Kirche des kleinen Ortes in Augenschein nahmen. Die Kirche wurde 1752 im böhmischen Rokokostil erbaut und der Jungfrau Maria gewidmet. Ihr Kirchweihfest feiert sie an „Maria Empfängnis“ im September. Außergewöhnlich ist, dass die Marienstatue deshalb auch an exponierter Stelle im Hochaltar ihren Platz gefunden hat. Die Ortsgemeinde Schweisweiler mit ca. 383 Einwohnern liegt an dem schmalen, von steilen Bergen umgebenen Tal des Flüsschens Alsenz, ca. 3 km nördlich von Winnweiler, an der Verbandsgemeindegrenze zur Verbandsgemeinde Nordpfälzer Land. Das Dorfmuseum, geführt von einem einheimischen Ehepaar, lud in einer Tenne ein zu Kaffee und selbstgebackenem Kuchen. Zwischen den gesammelten und liebevoll zusammengestellten Exponaten aus dem Leben und Arbeiten der Bevölkerung gab es reichlich Gelegenheit zum Entdecken und Bestaunen und die Gäste bekamen Einblicke in das frühere Leben der Landbevölkerung. Der Kuchen schmeckte hervorragend und wurde zusammen mit dem Kaffee in Geschirr aus früherer Zeit gereicht. Man fühlte sich in eine längst vergangene Zeit zurückversetzt. Das angrenzende kleine Ferienhaus wurde 1732 erbaut und ließ die damaligen Wohnverhältnisse auf dem Land erahnen.

Um 16:30 Uhr ging die Weiterfahrt über Sembach nach Otterberg, wo wir die Abteikirche bestaunen konnten und einen kleinen Spaziergang durch den historischen Ort bei trockenem Wetter unternehmen konnten.1168 zogen die Zisterziensermönche zu und begannen mit dem Bau der imposanten Klosteranlage, die 1561 aber bereits wieder profaniert wurde durch den reformierten Kurfürsten Friedrich III. 1579 wurde das Kloster an wallonische Flüchtlinge übergeben. 1708 erfolgte die Teilung der Kirche in einen protestantischen und einen katholischen Teil durch eine dicke Trennmauer zwischen Langhaus und Querschiff, die erst 1979 entfernt worden ist. Seitdem wird die Kirche von beiden Konfessionen gleichermaßen genutzt. Bisweilen lässt einen allerdings der Verdacht nicht los, dass die Mauer in den Köpfen der Menschen noch nicht wirklich abgetragen worden ist.
Auf dem Rundgang durch den Ort kamen wir an der alten Synagoge, dem Erbsenbrunnen und dem Haus Straus vorbei. Die Familie Straus wanderte 1853 in die USA aus, wo der Vater Lazarus Straus ein Geschäft eröffnete. 1888 wurden die Söhne Isidor und Nathan Teilhaber des Kaufhauses. Isidor und seine Frau Ida waren Passagiere auf der Jungfernfahrt der Titanic, die am 14.04.1912 einen Eisberg rammte und unterging. Da die Männer nicht in die Rettungsboote einsteigen durften entschied sich auch Ida an Bord zu bleiben. Beide gingen mit dem Schiff unter und nur die Leiche von Isidor wurde gefunden.

Nachdem wir diesen geschichtsträchtigen Ort erkundet hatten, ging es wieder zurück mit unserem Oldtimerbus nach Reipoltskirchen, wo wir in der Wasserburg bei einem schönen Essen in ebenfalls historischem Ambiente den Tag ausklingen lassen konnten. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass es trotz des schlechten Wetters ein sehr gelungener Tag mit vielen Highlights war, den alle sehr genossen haben und an den wir uns alle noch gerne zurückerinnern werden.

(L.F. H. Marx)